Im Rinderzuchtverein Siegen-Wittgenstein e.V. gibt engagierte Züchter vieler Rassen. Jede Rasse hat ihre Liebhaber und auch entsprechend ein eigenes Zuchtziel. Die einzelnen Rassen die in Siegen-Wittgenstein gezüchtet werden, stellen wir Ihnen hier gerne genauer vor.
Charolais ist eine französische Rinderrasse. Sie wird überwiegend zur Fleischproduktion und insbesondere zur Kreuzung mit anderen Rassen eingesetzt. Ihren Namen hat die Rasse von der Umgebung von Charolles, dem Charolais.
Aussehen:
Charolais-Rinder sind einfarbig weiß bis cremefarben, ohne Pigmentflecken. Das Flotzmaul, Horn und Klauen sind hell.
Wuchs, Größe und Gewicht:
Der Wuchs ist großrahmig, der Rahmen ist breit, tief und lang; die Muskulatur ist stark ausgeprägt; die Tiere sind spätreif und weisen eine geringe Neigung zur Fettbildung auf.
Die Widerristhöhe von Kühen kann 140 cm erreichen, die von Bullen 150 cm.
Kühe wiegen 700–900 kg, Bullen 1100–1300 kg.
Mast- und Schlachtleistung
Die Tageszunahme beträgt 1350–1400 g, die Futterverwertung liegt bei unter 3000 Stärkeeinheiten pro kg Zuwachs. Gute Ausschlachtung.
Herkunft, Geschichte und Kreuzungen
Die Rasse stammt ursprünglich aus dem Département Nièvre und wurde im 18. Jahrhundert als Fleisch- und Arbeitsrasse gezüchtet. Im 19. Jahrhundert wurden Shorthorn-Rinder eingekreuzt. Das erste Herdbuch wurde 1864 gegründet. Seit dem 20. Jahrhundert wird die Rasse nur noch als reine Fleischrasse gezüchtet.
In Südamerika wurden Charolais-Rinder mit Zebus zum Canchim-Rind gekreuzt.
Holstein-Milchkühe
Bei der Rinderrasse Holstein handelt es sich um eine der weltweit bedeutendsten Milchviehrassen. Sie stellt gemeinhin das Synonym für die leistungsstarke Milchkuh dar. In Deutschland ist sie die am häufigsten eingesetzte Rasse in der Milchproduktion. Mit mehr als 1,6 Millionen eingetragenen Zuchttieren besitzt Deutschland gleichzeitig die weltweit größte Zuchtpopulation. Es wird in der Farbrichtung schwarz-weiß (Holstein-Friesian, HF) und rot-weiß (Red Holstein) gezüchtet.
Die Ursprünge dieser Rasse liegen in Nordamerika, als deutsche Aussiedler im 17. Jahrhundert ihre friesischen und holsteinischen Landschläge mit in die neue Heimat nahmen. In den USA und Kanada wurde aus den importierten Tieren (erster Zuchtverband gegründet 1871) eine Rasse mit sehr hoher Milchleistung, aber geringem Fettgehalt der Milch, gezüchtet.
Erst über den Umweg Kanada und USA gelangte das nun Holstein-Friesian (HF) genannte Rind nach Deutschland, wo das erste Herdbuch 1876 gegründet wurde. Diese neue Zuchtrichtung setzte sich erst in den 1960ern gegen das Schwarzbunte Niederungsrind in der Bundesrepublik Deutschland durch. Zu Beginn der 1980er wurde die Farbrichtung Red Holstein stark in die Population der deutschen Rotbunten eingekreuzt.
In der DDR wurden Holstein-Friesian erst spät eingekreuzt. Um die Fettgehalte in der Milch zu steigern und um die Melkbarkeit signifikant zu verbessern, wurde das schwarzbunte Niederungsrind mit Dänisch Jersey gekreuzt, erst ab Mitte der 1970er kam das Holstein-Friesian hinzu, um Rahmen und Milchleistung zu steigern. Mittlerweile sind das Schwarzbunte Milchrind (SMR) und das schwarzbunte Niederungsrind vom Aussterben bedroht. Aus letzterem entstand in Südamerika das Holländisch-Argentinische Rind. Zwecks besserer Vermarktung wurden die beiden Zuchtrichtungen Red Holstein und Holstein-Friesian als Holstein-Rind zusammengefasst.
Heute besitzt das Holstein-Friesian-Rind durch seine hohe Milchleistung weltweit eine starke Verdrängungstendenz gegenüber anderen Rinderrassen. Weiterhin wurde und werden in sehr vielen Milchrassen der Erde Holstein-Rinder eingekreuzt. Insbesondere Bullen aus den USA werden weltweit stark eingesetzt.
Besondere Merkmale:
- großrahmige Hochleistungskuh mit genetischer Ausrichtung auf Milchproduktion
- hohe Milchleistung
- Gewicht ca. 600 bis 750 kg
- Widerristhöhe ca. 1,45 m (Tendenz leicht steigend)
- jährliche Milchleistung ca. 8.000 kg (10.000 bis 16.000 kg/Jahr bei Spitzentieren)
- durchschnittlich 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß pro Liter Milch (bei hohen Milchleistungen eher weniger)
Das Jersey-Rind ist eine Rasse des Hausrindes. Es stammt ursprünglich von der Kanalinsel Jersey und wurde dort über Jahrhunderte ohne Beeinflussung durch andere Rassen gezüchtet.
Das Jersey-Rind ist gelblich bis hellbraun gefärbt und das kleinste heimische Hausrind. Die Kühe wiegen nur 300-400 kg und haben eine Widerristhöhe von 120 cm. Das wichtigste Rassemerkmal ist der äußerst hohe Fett- (ca. 5–6 %) und Eiweißgehalt (ca. 4,0 %) der Milch. Dafür ist die Milchmenge mit ca. 5.000 kg je Tier und Jahr kleiner als bei den meisten Milchrassen.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden Tiere dieser Rasse insbesondere nach Nordamerika, Dänemark und Neuseeland exportiert. Dort entstanden aus den importierten Tieren größere Bestände als auf der Ursprungsinsel.
Das Jersey-Rind wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig als Kreuzungspartner in anderen Milchrinderrassen zur Verbesserung der Melkbarkeit und vor allem zur Erhöhung des Fettgehaltes eingesetzt. Dabei wird aber selten auf das Jersey-Rind der Kanalinsel zurückgegriffen, sondern vielfach auf das etwas größere und leistungsfähigere Dänische Jersey oder das Jersey-Rind der USA. Heute werden die Bullen innerhalb dieser Rasse international eingesetzt.
Jersey-Bullen wurden in den Jahren 1955 bis 1967 zum Arterhalt in das Estnische Rind eingekreuzt. Bei der Züchtung des Schwarzbunten Milchrindes (SMR) der DDR kreuzte man nach 1963 als Zwischenstufe das schwarzbunte Niederungsrind mit Dänisch Jersey und setzte auf diese Generation Holstein-Friesian ein.
Diese Fleischrinderrasse stammt aus Frankreich, wo schon 1886 das erste Herdbuch der Rasse gegründet wurde. Damals wurde die Rasse auf Zugleistung und Mastfähigkeit gezüchtet. Heute wird es weltweit als reines Fleischrind gezüchtet.
Etwa 1975 wurde die Rasse erstmals in Deutschland eingeführt, wo sie heute neben Charolais die wichtigste Fleischrinderrasse ist. Die Rasse wird neben der Reinzucht auch zur Kreuzung mit anderen Rassen eingesetzt.
Aussehen
Die Rasse hat ein rotes bis weizenfarbiges Fell mit charakteristischen Aufhellungen an Augen, Flotzmaul und Füßen.
Leistungen
Kühe erreichen in der Regel ein Lebendgewicht um 650 bis 850 kg bei einer Widerristhöhe von ca. 137 cm, Bullen werden etwa 1100 bis 1400 kg schwer mit einer Widerristhöhe von ca. 143 cm. Die Milchleistung der Kühe reicht für gute Zunahmen der Kälber in der Mutterkuhhaltung aus.
Besondere Vorzüge der Rasse sind die leichten Geburten, breite Becken, gute bis sehr gute Zunahmen bei hervorragender Futterverwertung und die gute Fleischqualität. Die Rasse ist auch durch ihre Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit bekannt. Eine Kuh ist erst nach 5 Jahren vollständig ausgewachsen und hat ihr volles Gewicht erreicht.
Charaktermerkmale
Das Limousin-Rind ist eine meist ruhige, ausgeglichene Rasse, die ihre Kälber sehr gut gegen potenzielle Feinde verteidigt.
Das Schottische Hochlandrind, Highland Cattle oder Kyloe (schott.-gäl. Bò Ghàidhealach „gälisches Rind“) genannt, ist eine Rasse des Hausrindes. Sie war die älteste registrierte Viehrasse, die ersten Tiere wurden 1884 registriert.
Sie stammt aus dem Nordwesten Schottlands und von den Hebriden, wo sie seit Jahrhunderten durch natürliche Selektion die ihr zugeschriebenen Eigenschaften entwickelt hat – das kleinwüchsige und relativ leichte Hochlandrind gilt als gutmütig, robust und langlebig, es eignet sich für die ganzjährige Freilandhaltung auch auf für schwere Rinder ungeeigneten Böden (Mutterkuhhaltung), kalbt leicht und viel, auch ohne menschliche Hilfe. Es liefert mittelrahmige Milch und cholesterinarmes Fleisch.
Ursprünglich gab es zwei Rassen, die normalerweise schwarze und etwas kleinere Kyloe, die auf den Inseln des nordwestlichen Schottland lebte, sowie eine eher rötliche und etwas größere Rasse aus den abgelegenen Highlands. Durch Züchtung wurden beide Rassen eins und erlangten die heute vorherrschende rot-braune Färbung. Die offiziellen Bezeichnungen des Farbspektrums des langhaarigen Fells sind: rot, gelb und schwarz, sowie – seltener vorkommend – gestromt (brindle), graubraun (dun) und weiß.
Die langen und möglichst symmetrischen Hörner sind in der Regel geschlechtsspezifisch unterschiedlich geformt. Bei Bullen haben sie idealerweise eine kräftige, waagerecht nach vornegebogene Form. Bei den Kühen sind die Hörner meist deutlich länger und weit ausladend nach oben gebogen.
Die Rasse eignet sich besonders für extensive Weidebewirtschaftung. Heute wird die Rasse weltweit in vielen Ländern gezüchtet. Die ersten Hochlandrinder wurden 1975 nach Deutschland eingeführt, in den Vereinigten Staaten werden sie bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts genutzt.
So genannte Kleine Highlands ergeben sich aus mangelnder Zuchtauslese, zu früher Bedeckung oder bei sehr magerem Futter, wie ein Vergleich mit der Zucht auf den Hebriden und historische Dokumente belegen.
Farbe:
Körper: gedeckt, gescheckt, gefleckt, gesprenkelt vom dunklen Rotbraun bis zum hellen Gelb auf weißem Grund Unterbauch überwiegend weiß.
Füße und Schwanzquaste weiß.
Kopf: überwiegend weiß, helles Flotzmaul
Körperbau:
mittel- bis großrahmig innerhalb des Fleischrasse-Spektrums, lang, breit und tief im Rumpf. Trockene, in der Stärke zum Körperbau passende Gliedmaßen
mit festen Klauen, gute und sehr gute Bemuskelung an allen wichtigen Körperpartien, gute und funktionale Euter
Produktionseigenschaften:
Ruhig und gutmütig; beste Weideeignung; sehr hohe Zunahmen; regelmäßiges, problemloses Abkalben; beste Muttereigenschaften, sehr gute Milchleistung; frohwüchsige Kälber, hohe Absetzgewichte, sehr gute Fruchtbarkeit, in der Mast hohes Futteraufnahmevermögen, sehr gute Zunahmen, ausgeprägte Bemuskelung, geringe Verfettung, marktgerechte Schlachtkörper
Eckdaten für Bullen und Kühe:
Kreuzbeinhöhe: Bullen um 157cm | Kühe um 147cm
Gewicht: Bullen um 1.200kg | Kühe um 800kg
Zuchtziel:
Die in der Rassebeschreibung vorgegebene Farbe ist einzuhalten.
Starke Farbabweichungen sind bei Körung oder Einstufung wie folgt zu bewerten.
- Farbe Kopf: max. Note 4 = weniger als geschätzt 20% weiß
- Farbe Körper: max. Note 4 = komplett pigmentiert oder komplett unpigmentiert
Für Bullen und weibliche Tiere gilt gleichermaßen:
Genetische Hornlosigkeit, gutproportionierter Körperbau, harmonische Übergänge, nicht zu langer Kopf, volle und feste Schulter, Breite in Brust, Rücken und Becken, feste Oberlinie, korrekte Gliedmaßen und Klauen.
Bullen sollen sehr hohe Zunahmen zeigen, verbunden mit einer guten Bemuskelung an Schulter, Rücken und Keule.
Weibliche Tiere sollen hohe Zunamen zeigen, bei einer guten Bemuskelung an Schulter, Rücken und Keule.
Wichtig sind korrekte, nicht zu große Euter mit einer Strichausbildung, die problemloses Saugen ermöglicht.
Überdurchschnittliche Milchleitung innerhalb des Fleischrasse-Spektrums, gute Mütterlichkeit und problemlose, jährliche Kalbung.
Die Zufuhr von Genen aus anderen Populationen der selben Rasse ist möglich. Die Anpaarung von gehörnten Tieren ist möglich.
Deutsches Rotvieh
Rotvieh/Angler gibt es wahrscheinlich schon seit über 5000 Jahren in Deutschland. In Angeln (Schleswig-Holstein) wird es um 1600 erstmals schriftlich erwähnt. Bereits seit 1830 findet eine planmäßige Zuchtarbeit statt und ab 1879 gab es eine zentrale Herdbuchführung in Süderbrarup. Schon damals gab es eine zentrale Kommission, die alle Bullen der Rasse körte. Seit 1906 sind alle Herdbuchtiere auch der Milchleistungsprüfung angeschlossen.
Als milchbetonte Rinderrasse mit hohen Eiweißprozenten steht das Deutsche Rotvieh / Angler heute in Konkurrenz insbesondere zu den Holsteins. Um die Konkurrenzfähigkeit und eine große genetische Vielfalt in der Population zu erhalten, werden in die Angler-Rotviehkuh heute auch fremde Gene der roten Rassen aus Skandinavien (Viking Red) eingeführt.
Das heutige Zuchtziel des Deutschen Rotviehs ist auf 9 500 kg Milch mit 4,5 %-Fett und 3,8 %-Eiweiß ausgerichtet. Die ausgewachsenen Kühe sollten etwa 145 cm Kreuzbeinhöhe und ein Lebendgewicht von 650 kg erreichen.
Die Rasse zeichnet sich aus durch:
- ökonomisches Verhältnis von Gesamtfutteraufwand zur Milchleistung
- hohe Eiweißwerte
- ausgezeichnete Fundamente und Klauen
- Anpassungsfähigkeit
- leichte Kalbungen und geringe Kälberverluste
- gute Eutergesundheit – geringe Zellzahlen
Die Jungrinder sind frohwüchsig, frühreif und kalben problemlos im Alter von 24 Monaten ab. Jungbullen haben gute Zuwachsraten und erreichen mit zwölf Monaten ein Lebendgewicht von 400 kg. Auch für die Produktion von rosa Kalbfleisch (Schlachtkörpergewicht 145 kg) sind die Tiere hervorragend geeignet. Die Leistung des Rotviehs ist in allen Zuchtgebieten durch hohe Inhaltstoffe geprägt.
Vergleichbare Leistungssteigerungen wurden auch in anderen Rotviehzuchtgebieten erzielt. In Deutschland sind rund 15 000 Rotviehkühe der Milchleistungsprüfung angeschlossen, von denen 12 000 im Herdbuch registriert sind. Letztere bilden die aktive Zuchtpopulation, aus der jährlich 100 Bullenmütter für das Zuchtprogramm nach Leistung, Typ, Euter- und Fundamentmerkmalen selektiert und neben einigen hervorragenden Jungrindern mit den besten Vererbern zur Erzeugung der nächsten Bullengeneration gepaart werden. Aufgrund des enormen Leistungsvermögens wird das Deutsche Rotvieh schon sehr lange zur Verbesserung der einheimischen Rotviehpopulationen in folgenden Ländern eingesetzt: Estland, Lettland, Litauen, Russland, Ukraine, Kasachstan, Polen, Dänemark und Australien. In jüngster Zeit wurde das Deutsche Rotvieh auch nach Algerien, Saudi Arabien, Japan, Holland, Italien, Kanada, Chile, Spanien, Neuseeland und in die USA exportiert.
Züchterische Entwicklung
Seit ältester Zeit war der mitteleuropäische Raum Verbreitungsgebiet eines einfarbig roten Rindes. Die ursprüngliche Nutzung als Düngerlieferant wich im Laufe der Zeit mit steigender Nachfrage nach Fleisch und Butter. Dadurch entstand die Notwendigkeit leistungsfähige Milch- und Masttiere zu züchten. Gelingen sollte dies mit der Einkreuzung bodenfremder Tiere, u.a. aus der Schweiz, der Rhön sowie mit Simmentalern.
Allgemein setzte sich aber die Ansicht durch, daß das rote Landvieh aus sich heraus zu verbessern war. Bereits Ende des letzten Jahrhunderts bildeten sich verschiedene Zuchtverbände, die sich 1911 zum „Verband mitteldeutscher Rotviehzüchter“ vereinigten: was weiterhin zu einem Zuchttieraustausch zwischen den verschiedenen Zuchtgebieten führte. Ferner wurden auch Tiere anderer Rassen eingekreuzt. Seit 1942 sind die verschiedenen Rotviehpopulationen im „Verband deutscher Rotviehzüchter“ zusammengeschlossen.
1983 wurde der „Verein zur Erhaltung und Förderung des Roten Höhenviehs e.V.“ mit dem Ziel gegründet, die Rasse des Roten Höhenviehs zu erhalten. Durch geeignete Zuchtmaßnahmen sollen die Tiere auch für die moderne Landwirtschaft wieder attraktiv und verlorengegangene Vorteile der alten Landrassen wieder entdeckt werden. Mit dem Verlust alter Rassen gingen in den letzten Jahrzehnten auch deren gute Eigenschaften wie u. a. hohe Fruchtbarkeit, geringe Geburtsschwierigkeiten, gute Konstitution und Langlebigkeit verloren.
Darüberhinaus empfehlen Wissenschaftler die Erhaltung alter Rassen als „Genreserve“. Zukünftige Rinderzucht muß auf einer weiten genetischen Variationsbreite basieren. Das Verschwinden einer Rasse, wie der des Roten Höhenviehs, wäre ein nicht wieder gut zu machender Verlust.
Galloway Rassebeschreibung
Vorspann:
Galloways sind eine dominant hornlose Fleischrinderrasse. Sie stammen ursprünglich aus dem Südwesten Schottlands und sind heute auf der ganzen Welt verbreitet. Sie sind friedfertig, genügsam und widerstandsfähig und bringen auch bei naturnaher Haltung eine gute Fleischleistung mit hervorragender Fleischqualität. Galloways haben eine überdurchschnittliche Futterverwertung und einen deutlich niedrigeren Erhaltungsbedarf als intensive Rinderrassen. Galloways sind langlebig, fruchtbar und leichtkalbig, wobei ihre Kälber leicht und von großer Vitalität sind.
Äußeres Erscheinungsbild:
Rahmen:
Galloways sind mittelrahmig. Innerhalb der Rinderpopulation gibt es klein-, mittel- und großrahmig. Die Rahmengröße ist kein Kriterium für die Qualität.
Kreuzbeinhöhe:
mittelrahmige Kuh ausgewachsen um 125 cm
mittelrahmiger Bulle ausgewachsen um 135 cm
Gewicht:
mittelrahmige Kuh ausgewachsen um 580 kg
mittelrahmiger Bulle ausgewachsen um 850 kg
Farbschläge/Farbzeichnungen:
Einfarbig:
schwarz
dun (blond)
rot
Am ganzen Körper pigmentiert. Weiße Flecken werden nur am Unterbauch hinter dem Nabel geduldet. Schwarze Kühe mit mahagonifarbenem Anflug am Körper.
White:
Grundfarbe weiß, optimalerweise sind Maul, Ohren, Augenumrandungen und Füße pigmentiert. Fellflecken bis Handtellergröße sind zulässig. Unterzeichnungen führen zu Punktabzug, werden aber nicht als Farbfehler angesehen.
Belted:
Durchgehend weißer Bauchring ohne weitere weiße Flecken. Weiße Abzeichen an den Füßen sind nicht gestattet. Hautpigmentierungen im Belt sind erlaubt, Fellflecken nicht. Pigmentierungen am Penisschaft sind erlaubt.
Rigget:
Die Tiere sollen am Körper überwiegend pigmentiert sein. Optimal gezeichnete Tiere haben weiße Augentropfen und eine weiße Halskrause.
Farbe/Pigmentierung:
schwarz, dun (blond), rot
Fell:
dichtes, mittelfeines Unterhaar
längeres, gewelltes Oberhaar
Kopf:
kurz und breit
unbedingt hornlos, auch keine Hornansätze
Ohren mittellang, breit, leicht nach vorn aufwärtsstehend mit starkem Behang
Augen groß und ausdrucksstark
Maul breit
Hals und Brust:
voll, breit und tief; Länge passend zur Gesamterscheinung
Körper:
harmonisch proportioniert, fließende Übergänge, kompakt und symmetrisch
Schulter:
geschlossen (ohne Einschnürung) und vollfleischig
Rippen:
lang mit gutem Körperansatz
Rücken:
lang und breit, gerade und fest, gut proportionierter Übergang in die Schwanzpartie
weibl. Tiere dürfen eine leicht erhöhte Schwanzpartie haben
Becken:
gut entwickelt, korrekte Lage und Breite
Keule:
vollfleischig, nicht zu rund mit tiefreichendem Muskelansatz
Beine:
feinknochig, korrekt gewinkelt und gestellt, straffe Fesseln
Gelenke:
fest und trocken
Klauen:
breit und fest
Euter:
fest ansitzend und behaart, vier gleichmäßig entwickelte Euterviertel, Zitzen klein und fein
Hoden:
dem Alter entsprechend entwickelt
Penisschaft:
gerade und fest ansitzend
Produktionsziel
Mutterkuhhaltung
Farbe
einfarbig hellgelb bis weizenfarben mit Aufhellungen um Auge und Flotzmaul; Innenseite der Extremitäten und Bauchunterseite hell; rosa erscheinende unpigmentierte Schleimhäute; helles Horn mit dunkleren Enden
Körperbau
großrahmig; rechteckformatig durch ausgeprägte Körper-und Beckenlänge; feingliedriger Knochenbau; feine Haut; ausgeprägte Bemuskelung in allen fleischtragenden Körperpartien, vor allem in Rücken und Keule.
Eigenschaften
ruhiges, umgängliches Wesen; leichte Geburten; feingliedrige, vitale Kälber; hohe Nettozunahmen; beste Fleischqualität mit geringer Fettauflagerung; feine Fleischfaser; hohe Schlachtausbeute; langlebige, produktive Tiere; gute Einkreuzungsfähigkeit in Milch-und Fleischrassen zur Verbesserung der Ausschlachtung.
Haarkleid
kurzhaarig, glatt
Maße
Kühe um 150 cm Wiederristhöhe
Bullen um 165 cm Wiederristhöhe
Gewichte
Kühe: 900- 1200 kg
Bullen: 1200- 1600 kg
Hornlosigkeit wird toleriert, sofern die guten Eigenschaften wie Körper- und Beckenlänge sowie Leichtkalbigkeit nicht verloren gehen.
Haltung
In der Haltung ist das BA-Rind problemlos, die Mutterkuhherde ist ruhig und anpassungsfähig hinsichtlich Klima und Futtergrundlage. Es erlaubt eine extensive Haltungsform mit Weidegang im Sommer und Heu oder Grassilage im Winter. Ihr enormes Wachstumspotential zeigt die Rasse aber bei intensiver Fütterung. Tageszunahmen von bis zu 2 kg in der Jungbullenmast sind ohne weiteres möglich.
Zuchtqualitäten
Als Garanten für eine gute Produktivität stehen Langlebigkeit , Fruchtbarkeit und gute Muttereigenschaften. Das Erstkalbealter liegt bei durchschnittlich 2,5 Jahren . Reine Produktionsbetriebe lassen die Färsen schon mit 2 Jahren abkalben, indem sie Sperma von auf Leichtkalbigkeit geprüfter Vererbern einsetzen. Die Durchschnittskuh erreicht ein Alter von bis zu 11 Jahren mit ca. 8 Kälbern. Elite-Kühe werden bis zum Alter von 15 Jahren zur Zucht benutzt, wobei selbstverständlich Kalb pro Jahr geboren wird. Die gute Ausprägung des großen Becken der Blonde d’Aquitaine-Kühe fördert die Leichtkalbigkeit dieser Fleischrasse . Das Geburtsgewicht der Kälber liegt durchschnittlich bei 47 kg bei männlichen und 44 kg bei weiblichen Kälbern. Die Muskelausprägung an den Schultern, am Becken und an den Schenkeln bilden sich im Alter von 3-4 Wochen heraus . Das hervorragende Muskelbildungs- und Wachstumsvermögen ist dadurch dokumentiert, dass die blonden Jungbullen hohe tägliche Zunahmen (über 1.500 Gramm) in der Fleischleistungsprüfung aufweisen und dabei deutlich weniger Energie benötigen als vergleichbare Rassen Vermarktung: Die Rasse eignet sich für alle Produktionsformen:
- Milchmastkälber
- Absetzer (Fresser)
- Jungbullen
- Färsen
Bei der Mutterkuhhaltung auf der Weide werden die Kälber in 8 Monaten bis zu 380 kg schwer . In der Intensivmast erreichen sie nach 14-16 Monaten ein Lebendgewicht von 600-700 kg.
Ein weiterer Trumpf der Rasse Blonde d’Aquitaine ist der Schlachtkörper . Die Tiere können in jedem Lebensalter geschlachtet werden . Die Fleischqualität ist vom Milchmastkalb über Absetzer bis hin zu den Jungbullen überragend .Die Ausprägung von Schulter ,Rücken und Keule garantiert häufig eine E- Klassifizierung bei einer Schlachtausbeute von 65-70 % , was erst durch den geringen Knochenanteil möglich wird . Auch das Fleisch älterer Tiere hat eine sehr gute Qualität, die es ermöglichen, hohe Erlöse für ältere Schlachtkühe zu erzielen .Durch das lang andauernde Wachstum können Bullen , ohne zu verfetten, weiter gemästet werden , ohne einem Schlacht-zwang zu unterliegen.
Leichtkalbigkeit , schnelles Nettowachstum , hohe Schlachtausbeute bei hervorragender Schlachtkörperbeschaffenheit, geringe Fettdepots und feinfaseriges Fleisch in der Reinzucht werden auch bei Einkreuzung in Mehrnutzungs- und Milchrassen, aber auch in andere Fleischrassen sowohl auf der Vater- als auch der Mutterseite vererbt .Umfangreiche wissenschaftliche Studien belegen dies.